Die Entstehungsgeschichte von Bitcoin Cash
Der Ursprung von Bitcoin Cash findet sich in der Blocksize-Debatte, die von manchen sogar als „Blocksize-Krieg“ bezeichnet wird. Im Grunde genommen geht es bei diesem Krieg lediglich um eine banal wirkende Variable, nämlich die Blocksize. Die Größe eines Blocks war in den ersten Monaten von Bitcoin unbegrenzt. Erst im September 2010 änderte Satoshi Nakamoto den Code hierfür persönlich auf 1 MB und begrenzte damit die Anzahl an Transaktionen, die in einen Block aufgenommen werden können. Damit beschränkte Satoshi aber auch die Skalierbarkeit von Bitcoin. Eine detaillierte Begründung für diese Änderung lieferte Satoshi nie. Er hatte das Blicksize-Limit eingeführt und lediglich alle anderen aufgefordert, das Update zu installieren. Bereits wenige Jahre nachdem Satoshi spurlos verschwunden war, entbrannte allerdings eine Debatte um genau dieses Variable, die Blocksize.
Im Juni 2015 veröffentlichte Gavin Andresen, der nach Satoshis Verschwinden zum Chefentwickler von Bitcoin wurde, das berühmte Bitcoin Improvement Proposal 101 (BIP 101). Darin schlug er vor das Blocksize Limit auf 8 MB zu erhöhen. Danach sollte es sich alle zwei Jahre verdoppeln. In dem BIP 101 erklärte er auch, warum die Erhöhung der Blocksize keine Zentralisierung durch Datacenter zur Folge hätte. Dennoch fand er keinen Konsens in der Bitcoin-Entwicklergemeinschaft. Andresen stieß auf heftigen Widerstand und löste damit einen lang anhaltenden Krieg in der Bitcoin-Gemeinschaft aus.
Small-Blocker vs. Big-Blocker
In den nachfolgenden beiden Jahren gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen den „Small-Blockern“ und den „Big-Blockern“. Aus der einst vereinten Bitcoin-Gemeinschaft wurde eine zerstrittene Gemeinschaft, die von verschiedenen Interessen und Meinungen geprägt war. Bis Jahresmitte 2017 gab es mehrfach Versuche die Blocksize zu erhöhen. Alle Versuche scheiterten.
Im Mai 2017 wurde das Problem der fehlenden Skalierbarkeit immer akuter. Mehr als 100.000 offene Transaktionen sammelten sich im Mempool an. In dieser Zeit wurde das New Yorker Abkommen zwischen diversen Geschäftsführern von Börsen, Zahlungsdienstleistern und Mining-Pools geschlossen, um den Streit zwischen „Small-Blockern“ und „Big-Blockern“ mit einem Kompromiss endgültig beizulegen. Der neue Konsens war, dass SegWit aktiviert und die Blocksize auf 2 MB erhöht wird („SegWit2X“). Allerdings wurde diese Absprache ohne die Core-Entwickler getroffen, die zunächst widerwillig das Abkommen akzeptierten. Am 01. August 2017 sollte SegWit deshalb aktiviert werden.
Die Geburt von Bitcoin Cash
Jedoch kam es dann doch wieder anders als geplant. Es formierte sich eine Gruppe, die gegen SegWit und für eine Blocksize Erhöhung war. Die „Big-Blocker“ schlossen sich der Bewegung an, aus der schließlich Bitcoin Cash entstehen sollte.
Auf der Satoshi’s Vision Konferenz in den Niederlanden präsentierte Amaury Séchet schließlich BitcoinABC, eine Version von Bitcoin Core, die die Vision der „Big-Blocker“ umsetzte. Statt der Aktivierung von SegWit2X fand am 01. August 2017 danach der erste Bitcoin Hard Fork statt. Bitcoin Cash (BCH) wurde geboren.
Treibende Kräfte waren in dieser Zeit insbesondere Jihan Wu, Mitbegründer von Bitmain und Bitcoin.com-Inhaber Roger Ver. Weiterhin spielte auch der selbsternannte Satoshi Nakamoto, Craig Wright durch seine spalterischen Argumente eine wichtige Rolle. Insbesondere Roger Ver tritt noch heute als das Sprachrohr von Bitcoin Cash auf und verbreitet die (unpopuläre) Meinung, dass Bitcoin Cash die wahre Vision von Satoshi Nakamoto sei und somit der „wahre Bitcoin“.
Inhaber von Bitcoin konnten sich jedoch freuen. Bitcoin-Besitzer, die auf der damaligen Blockhöhe BTC besaßen, erhielten Bitcoin Cash im Verhältnis 1:1. Bitcoin Cash wurde damit praktisch aus dem Nichts erschaffen und in die Wallets der Besitzer von Bitcoin gesteckt. Jeder mit einem private Key auf der Bitcoin-Blockchain erhielt einen gespiegelten private Key auf der Bitcoin Cash-Blockchain.
Damit stieg auch schlagartig die Gesamtmarktkapitalisierung des Kryptowährungsmarktes stark an. Bitcoin Cash startete bei rund 500 USD und erreichte im Dezember 2017 ein Allzeithoch von mehr als 4.000 US-Dollar pro BCH. Danach ist der Kurs im Rahmen des Bärenmarktes von 2018 stark gefallen. Den aktuellen BCH Kurs findest du in unserem Bitcoin Cash Kurs-Chart.
Argumente Pro und Contra einer Blocksize-Erhöhung
Die „Small-Blocker“ / Bitcoin
Die Verfechter der 1 MB Blocksize können gute Argumente vorweisen. So sagte, Gregory Maxwell, Entwickler bei Blockstream, dass Bitcoin auf lange Sicht nicht sicher sein wird, wenn die Blocksize erhöht wird. Wenn alle bzw. ein Großteil aller 21 Millionen BTC gemined ist, müssen die Miner über die Transaktionsgebühren bezahlt werden. Sollte die Blocksize dann zu groß sein, könnte das Angebot an Blocksize, die Nachfrage übersteigen. Folglich wären die Transaktionsgebühren zu gering, um die Miner lohnend zu bezahlen. Schließlich würden Miner das Bitcoin Netzwerk verlassen und die Sicherheit wäre gefährdet.
Ein weiteres schlagkräftiges Argument für eine kleine Blocksize ist, dass das Bitcoin-Netzwerk nicht mehr sinnvoll dezentral funktionieren könnte. Die Verfechter der kleinen Blocksize argumentieren deshalb, dass die finanziellen Voraussetzungen für den Betrieb eines Nodes möglichst gering bleiben müssen.
Die „Big-Blocker“ / Bitcoin Cash
Bitcoin Cash Verfechter argumentieren, dass mit dem Limit der Blocksize von einem MB eine Währungsreform, sowie sie Satoshi Nakamoto im Bitcoin Whitepaper propagiert hat, nicht umzusetzen ist. Satoshi beschrieb Bitcoin als Geld für alle Menschen. Aktuell ist Bitcoin aber eher eine Investition – digitales Gold – anstatt eines Zahlungsmittels.
Da jeder Block in der Bitcoin Cash-Blockchain 8 MB groß ist (anstatt 1 MB bei Bitcoin), hat BCH derzeit deutliche Geschwindigkeitsvorteile gegenüber Bitcoin und ist darüber hinaus wesentlich preisgünstiger, da der größere Platz in einem Block tendenziell geringere Transaktionsgebühren bedeutet.
Abboniere unseren täglichen Newsletter!
Kein Spam, keine Werbung, nur Insights. Abmeldung jederzeit möglich.
Bitcoin Cash Befürworter sind auch der Meinung, dass Full Nodes durch Unternehmen (und nicht durch Einzelpersonen) betrieben werden sollten, wie z.B. Börsen, spezialisierte Mining-Firmen und andere Interessenvertreter mit einem direkten finanziellen Interesse daran, das Netzwerk sicher läuft. Alltagsnutzer sollten lediglich Lightweight Clients nutzen, um ihre Guthaben zu verwalten
Fazit
Bitcoin Cash definiert sich selbst auf seiner Webseite wie folgend: „Bitcoin Cash ist Peer-to-Peer-Electronic Cash für das Internet. Es ist völlig dezentralisiert, ohne Zentralbank und ohne vertrauenswürdige Dritte.“ Die Betonung liegt ganz klar auf dem Satzteil „peer-to-peer electronic cash“. Hier hat Bitcoin Cash zwar momentan noch einen Vorteil hinsichtlich der Transaktionsgebühren und der Geschwindigkeit. Wie lange dieser Vorteil noch bestehen wird, bleibt jedoch abzuwarten, da das Bitcoin Lightning Network bereits die Beta-Testphase erreicht hat (Stand: Juni 2019).