- Kryptowährungen sind besonders wegen ihres Dezentralisierungsaspekts populär geworden. Für viele Anleger ist das sogar entscheidend.
- Doch so manches Krypto-Projekt ist gar nicht so dezentral, wie es vorgibt. Ein Blick des Wall Street Journal hinter die Kulissen von Tether-USDT zeigt Erstaunliches.
Fast alle Krypto-Projekte streben danach, der Ideallösung des von Ethereum Chef-Entwickler Vitalik Buterin formulierten Blockchain-Trilemmas möglichst nahe zu kommen. Doch die Zentralisierung ist in den meisten dezentralen Krypto-Protokollen immer noch sehr hoch, mit wenigen Schlüsselpersonen an der Spitze der jeweiligen Projekte.
Tether-USDT: Zentralisierter als so manche Bank
Ein aktueller Bericht des Wall Street Journal deckt auf, dass der größte Stablecoin nach Marktkapitalisierung und täglichem Handelsvolumen, Tether USDT, 2018 weitgehend von vier Personen kontrolliert wurde. Die Top-Manager von Bitfinex und Tether kontrollierten 2018 etwa 86 Prozent des USDT.
Giancarlo Devasini, der Finanzchef von Bitfinex, besaß 2018 rund 43 Prozent von Tether USDT, und Bitfinex-CEO Jean-Louis van Der Velde und Chief Counsel Stuart Hoegner im hielten 2018 jeweils etwa 15 Prozent von Tether USDT. Der vierte im Bunde war Christopher Harborne, ein britischer und thailändischer Staatsbürger, der weitere rund 13 Prozent des Stablecoins kontrollierte.
Der Bericht wurde jedoch von Paolo Aordino, dem Chief Technology Officer (CTO) von Bitfinex und Tether, als „Krawallmacherei“ kritisiert.
The more clown articles the more tether grows. People understand that Tether is standing for freedom and inclusion. This is upsetting MSM.
Eventually holepunch will break media as well. 🕳🥊🍐🍐— Paolo Ardoino 🍐 (@paoloardoino) February 2, 2023
Tether, der Emittent von USDT, hatte jedoch aufgrund mangelnder Klarheit über seine Reserven Ärger mit den Aufsichtsbehörden. Ende 2021 wurde Tether von der US Commodity Futures Trading Commission wegen irreführender Angaben zu seinen Reserven zur Zahlung einer Geldstrafe von 41 Millionen US-Dollar gezwungen. Insbesondere fand die CFTC heraus, dass nur 27,6 Prozent der Tether-USDT im Zeitraum von 2016 bis 2018 vollständig durch Fiat-Währung gedeckt waren.
Dies deutet darauf hin, dass die vier Manager USDTs einfach aus dem Nichts prägten und in Umlauf brachten, um sie mit Fiat-Währungen zu kaufen.
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Vor allem Tether USDT war vor dem Zusammenbruch von FTX im letzten Jahr eng mit der Pleitebörse verbunden. Berichten zufolge hatte Sam Bankman-Fried Tether gebeten, Milliarden USDT zu drucken, um das Unternehmen vor dem Zusammenbruch zu retten. Tether USDT lehnte das Ansinnen ab und verlor die Hälfte seines Handelsvolumens, nachdem FTX und Alameda im November 22 zusammenbrachen.
Risiko für die Unabhängkeit des Kryptomarkts?
Der Kryptomarkt ist in hohem Maße von Stablecoins abhängig. Während Tether USDT lange Zeit der wichtigste Stablecoin war, sind inzwischen auch andere wie USDC von Circle und BUSD von Binance aufgetaucht. Wie es da mit den Eigentumsverhältnissen bestellt ist, würden viele wohl gerne wissen.
