Was ist NEO – Die Grundlagen
NEO ist eine Kryptowährung, die aus China stammt und entwickelt wurde, um ein skalierbares Netzwerk für den Aufbau dezentraler Anwendungen (dApps) zu schaffen. Das Entwicklerteam hinter dem NEO-Projekt verfolgt damit sehr ähnliche Ziele, wie Ethereum. Aufgrund der Gemeinsamkeiten wird NEO deshalb manchmal auch das „chinesische Ethereum“ genannt.
Im Gegensatz zur ETH-Blockchain verwendet die NEO Blockchain aber ein zwei-Token-Modell: den NEO Coin und den GAS-Token. NEO ist der Basiswert und generiert GAS-Token, die zur Zahlung der Transaktionsgebühren im Netzwerk verwendet werden. Wenn also Transaktionen auf der NEO Blockchain stattfinden, dann werden die Transaktionsgebühren, z. B. für die Ausführung eines Smart Contracts oder einer dezentralen Anwendung (dApp) nicht in NEO, sondern in GAS bezahlt.
Das NEO Projekt wurde bereits im Februar 2014 von Erik Zhang und Da Hongfei gegründet, damals noch unter dem Namen „Antshares“. Im Juni 2017 erfolgte ein Rebranding in NEO.
Im Gegensatz zu Ethereum, das mit Solidity eine eigene Programmiersprache hat, unterstützt NEO alle gängigen Programmiersprachen, wie z. B. Java, C++, Python und Javascript. Damit soll Entwicklern weltweit der Zugang einfacher gemacht werden, um Anwendungen auf der NEO Blockchain zu programmieren.
Ziel des NEO Projektes ist es mit dem neuen NEO 3.0 in 2020 das „Blockchain-Projekt Nr. 1“ zu werden.
NEO Entwicklung
- Jun. 2014: Gründung von Antshares
- Sept. 2015: Veröffentlichung des Whitepapers
- Nov. 2015: Start des TestNet
- Apr. 2016: Freigabe des Konsensmechanismus dBFT
- Okt. 2016: MainNet-Einführung
- Jun. 2017: Rebranding von Antshares in NEO
- Okt. 2017: Entwicklung des NEP-5 Token Standard
- Okt. 2017: Ausgabe des ersten NEP-5-Tokens durch Red Pulse
- Jul. 2018: Beginn der Dezentralisierung des Netzwerks
- Jul. 2018: Start der Entwicklung von NEO 3.0
NEO Governance-Mechanismus
Das Governance-Modell von NEO lässt sich in “on-chain governance” und “off-chain governance” unterteilen.
On-chain Governance bedeutet, dass NEO Besitzer das Netzwerk durch Abstimmungen steuern und verwalten können. Das von NEO generierte GAS kann verwendet werden, um die Funktionen des Netzwerkes zu nutzen und um NEO-Token zu übertragen.
Die off-chain Governance wird durch die NEO Council wahrgenommen. Die NEO Council besteht aus den Gründungsmitgliedern des NEO-Projekts und ist für die Förderung und Entwicklung des NEO-Ökosystems verantwortlich. Dementsprechend trifft die NEO Council strategische und technische Entscheidungen, wie die NEO Blockchain weiterentwickelt werden soll.
Konsensmechanismus: Delegated Byzantine Fault Tolerance (dBFT)
Anstatt der gängigen Konsensmechanismen, dem Proof of Work (z. B. Bitcoin, Ethereum, Monero) und dem (Delegated) Proof of Stake (z. B. EOS, TRON) verwendet NEO einen Konsensmechanismus namens Delegated Byzantine Fault Tolerance (dBFT), welcher niedrigere Stromkosten bietet und Hard Forks verhindert.
Die Delegated Byzantine Fault Tolerance (dBFT) ist ein Konsensmechanismus, bei dem eine bestimmte Anzahl von Konsensusknoten durch einen Abstimmungsprozess ausgewählt wird. Diese Nodes erzeugen und validieren gemeinsam Blöcke. NEO Inhaber können aktiv an diesem Prozess teilnehmen, indem sie durch Abstimmung einen Buchhalter („bookkeeper“), die Konsensusknoten auswählen. Die ausgewählte Gruppe der Konsensusknoten erreicht durch den BFT-Algorithmus einen Konsens und generiert neue Blöcke. Dabei bietet der dBFT eine Single-Block-Finalität, was bedeutet, dass die NEO-Blockchain nicht geforkt werden kann und Transaktionen irreversibel sind. Sobald eine Transaktion in der Blockchain bestätigt wurde, kann sie nicht mehr storniert werden.
Die Abstimmung im NEO-Netzwerk erfolgt dabei in Echtzeit. Im NEO dBFT-Konsensmechanismus, der etwa 15 bis 20 Sekunden stattfindet, um einen Block zu erzeugen, soll damit ein Transaktionsdurchsatz von bis zu 1.000 Transaktionen pro Sekunde (TPS) möglich sein. Durch Optimierungen besteht laut dem NEO Entwicklerteam auch das Potenzial, dass die Blockchain bis zu 10.000 TPS verarbeitet.
Die NEO-Technologien
Wie eingangs bereits erwähnt zielt NEO darauf ab, ein skalierbares Netzwerk für den Aufbau dezentraler Anwendungen (dApps) zu schaffen. Die NEO Blockchain schafft damit die Grundlage für ein verteiltes Netzwerk, das digitale Assets, digitale Identitäten und Smart Contracts kombiniert. NEO schafft dabei die Möglichkeit physische Vermögenswerte zu digitalisieren und über das NEO-Netzwerk Peer-to-Peer auszutauschen („Smart Economy“)
Die Kerntechnologien sind dabei der bereits erklärte dBFT, sowie die NeoContracts, die NeoVM, NeoFS, NeoX und NeoQS.
NEO Smart Contracts
Die NEO Smart Contracts, die sogenannten NeoContracts, sind die Kerntechnologie schlechthin. Entwickler müssen keine neue Programmiersprache erlernen, sondern können C++, Java und andere gängige Programmiersprachen in ihren vertrauten Entwicklungs- (IDE) Umgebungen für die Entwicklung von Smart Contracts verwenden.
NeoVM
Die NeoVM ist eine virtuelle Maschine, deren Architektur sehr nah an die Java Virtual Machine (JVM)- und .NET-Laufzeitumgebung angelehnt ist. Sie funktioniert ähnlich einer virtuellen CPU, die Befehle des Smart Contracts sequenziell, d. h. nacheinander abarbeitet sowie die Prozesskontrolle basierend auf der Funktionalität der Befehle und logischen Operationen durchführt.
NeoFS
NeoFS ist ein verteiltes Speicherprotokoll, das die Distributed Hash Table (DHT)-Technologie nutzt. Die Technologie indiziert die Daten über den Hash. Hierdurch können große Dateien in Datenblöcke zerteilt, die in vielen verschiedenen Knoten verteilt und gespeichert werden. Dies ermöglicht es Smart Contracts größere Dateien in der Blockchain zu speichern und den Zugriff auf diese Dateien performant zu gestalten.
Darüber hinaus kann NeoFS mit der digitalen Identität von NEO kombiniert werden, so dass digitale Zertifikate ohne einen zentralen Server zur Verwaltung zugewiesen, gesendet und widerrufen werden können.
NeoX
NeoX ist ein Protokoll, das Blockchain-übergreifende Interoperabilität implementieren soll, um Austausch digitaler Assets über verschiedene Blockchain hinweg zu ermöglichen.
NeoQS
NeoQS (Quantum Safe) ist ein kryptographischer Mechanismus, der verhindern soll, dass die NEO-Blockchain durch Quantencomputer angreifbar wird.
Der NEO Coin
Mit dem Genesis-Block des NEO-Netzwerks wurden 100 Millionen NEOs generiert, die auch das maximale Angebot an NEO darstellen. Da es kein Mining beim dBFT gibt, werden auch keine weiteren NEO Coins erzeugt.
Allerdings sind derzeit nur 70,5 Millionen NEO im Umlauf. Dies geht darauf zurück, dass ursprünglich nur 50 Millionen NEO während des Crowdfundings an die Anhänger von NEO verteilt wurden. Die zweite Hälfte des Gesamtangebots wird durch die NEO Council verwaltet bzw. wurde in Smart Contracts eingebunden, um die langfristige Entwicklung, den Betrieb und die Wartung des NEO Netzwerkes zu unterstützen.
Die übrigen NEO werden dementsprechend schrittweise durch die NEO Council bzw. die Smart Contracts freigegeben. Laut offiziellen Angaben von NEO gibt es dafür folgende Richtlinien:
- 10 Millionen NEO sollen verwendet werden, um NEO-Entwickler und Mitglieder der NEO Council zu finanzieren.
- 10 Millionen NEO sollen verwendet werden, um Entwickler im NEO-Ökosystem zu motivieren.
- 15 Millionen NEO sollen verwendet werden, um in andere Blockchain-Projekte zu fördern, die im NEO Ökosystem aktiv sind.
- 15 Millionen NEO werden wegen als Absicherung für mögliche Verbindlichkeiten einbehalten.
- Die jährliche Ausgabe von NEO darf grundsätzlich 15 Millionen Token nicht überschreiten.
Eine Besonderheit des NEO Coins ist außerdem, dass die kleinste Einheit des NEO (derzeit) immer 1 NEO ist. Ein NEO ist somit nicht teilbar.
Seit Einführung von AntShares im Juni 2014 ist der Preis zeitweise sehr stark gestiegen. Von seinem anfänglichen Kurs von 0,18 USD erreichte der NEO Preis im Rahmen des Bullruns Ende 2017 / Anfang 2018, am 15. Januar 2018 ein Allzeithoch von 196,85 USD.
Den aktuellen NEO Kurs findest du auf unserer Übersicht (Klick hier!)
Der Gas Token
Wie in den Grundlagen erklärt, wird GAS zur Zahlung der Netzwerkgebühren auf der NEO Blockchain verwendet. Wie auch beim NEO Coin beträgt das Gesamtangebot an GAS Token gleich 100 Millionen. Allerdings wurden die GAS nicht mittels dem Genesis-Block generiert, sondern werden durch einen Algorithmus in etwa 22 Jahren erst nach und nach vollständig erzeugt.
Die Freigabe erfolgt mit jedem neuen Block proportional zum Eigentum an NEO Coins. NEO-Inhaber haben die Möglichkeit über ihr Wallet GAS zu „claimen“. Ausgewählte Börsen, wie Binance schreiben GAS automatisch deinem Konto gut. Allerdings es gibt keinen Anspruch bei Börsen darauf, dass diese GAS deinem Konto gutschreiben.
Interessant ist zu wissen, ist auch, dass die Freigabe nicht linear erfolgt. Stattdessen bedient sich NEO einem Algorithmus, der einer Freigabekurve folgt. Im ersten Jahr werden 16 Prozent der GAS-Token, 52% des GAS in den ersten vier Jahren und 80% des GAS in den ersten 12 Jahren erzeugt. Somit nimmt die Freigabe kontinuierlich ab, bis irgendwann (in insgesamt 22 Jahren) alle GAS-Token erzeugt sind.
NEP-5-Token Standard
Der NEP-5 NEO-Token-Standard ist ein technischer Standard ähnlich dem ERC20-Standard bei Ethereum, um Smart Contracts auf der NEO-Blockchain zu entwickeln. Der Begriff setzt sich wie folgend zusammen:
- NEP steht für „NEO Enhancement Proposal“.
- die Zahl „5“ steht für die Version des Protokolls, auf die sich die Entwickler geeinigt haben.
Der NEP-5-Standard bietet Entwicklern somit einen standardisierten Workflow und eine Vorlage für den Aufbau dezentraler Anwendungen. Diese Vorlage ist sehr praktisch für Entwickler, da sie weniger Zeit in die Token-Erstellung investieren müssen, und stattdessen Funktionen des Tokens programmieren können.
Genau genommen ist jeder NEP-5-Token ein Smart Contract, funktioniert aber wie ein Token, welchen man verschicken, empfangen und wie jede andere Kryptowährung auch aufbewahren kann. Da alle NEP-5-Token auf der NEO Blockchain basieren, können sie außerdem automatisch mit jedem anderen Token, der den NEP-5-Standard verwendet, getauscht werden („Cross-Token-Kommunikation“) ermöglicht.
NEO 3.0: Ein Neuanfang mit Token Swap
Im April 2019 hat NEO die Roadmap für NEO 3.0 vorgestellt. NEO 3.0 soll die NEO Blockchain grundlegend verbessern und große Änderungen einleiten. NEO 3.0 verfolgt dabei folgende Ziele:
- höherer Durchsatz
- erhöhte Stabilität
- bessere Sicherheit
- ein optimiertes Smart Contract-System
- eine funktionsumfangreichere Infrastruktur
Dies soll unter anderem durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
- Unter anderem soll ein dBFT 2.0 implementiert werden, der NEO einen Wiederherstellungsmechanismus hinzugefügt, der für den Fall eines Netzwerk- oder Knotenausfalls dafür sorgen soll, dass eine schnellere Wiederherstellung möglich ist.
- Des Weiteren soll ein neues Preismodell implementiert werden, da aktuell relativ hohe Kosten für die Bereitstellung und den Betrieb von Smart Contracts entstehen. Die hindert laut NEO Council die Entwicklung des NEO Ökosystems. In NEO 3.0 sollen die Bereitstellungs- und Transaktionskosten von Smart Contracts deshalb deutlich gesenkt werden.
- Außerdem sollen (ähnlich wie z. B. bei Aeternity) Oracles integriert werden. Diese ermöglicht es Smart Contracts während der Ausführung auf externe Ressourcen zuzugreifen, um beispielsweise Daten von einer Drittsoftware abzurufen. Die Oracles sollen es Entwicklern ermöglichen, neue und komplexere dApps auf Basis von externen Daten zu entwickeln.
- Das P2P-Protokoll soll neugestaltet werden, um die Unterstützung für das UDP-Kommunikationsprotokoll hinzufügen und Komprimierungsoptionen aktivieren. Hierdurch sollen die Transaktionen pro Sekunde (TPS) deutlich gesteigert werden.
- Die NeoVM soll vollständig von der Blockchain entkoppelt werden, um eine einfachere Implementierung von Smart Contracts zu ermöglichen.
Für NEO Inhaber die größte, weil offensichtlichste Änderung wird jedoch sein, dass es NEO 3.0 ermöglicht, NEO Coins in kleinere Einheiten zu teilen. Die derzeit (Stand: Juni 2019) unteilbaren NEO sollen in Zukunft wie beispielsweise Ethereum oder Bitcoin in Einheiten kleiner als 1 teilbar werden.
Die Entwicklung von NEO 3.0 begann im vierten Quartal 2018 und soll voraussichtlich im zweiten Quartal 2020 abgeschlossen sein. Aufgrund der schwerwiegenden Änderungen wird NEO 3.0 dann als neues Blockchain-Netzwerk aus einem Genesis-Block gestartet. Für NEO Besitzer wird dies bedeuten, dass die vorhandenen NEO Coins durch „neue“ NEO Coins ersetzt werden müssen.
Fazit: Ist NEO eine Investition wert?
NEO ist neben EOS und TRON als einer der stärksten Herausforderer von Ethereum, um die beste und erfolgreichste dApp-Plattform einzustufen. Im Vergleich zu Ethereum erlaubt es NEO den Entwicklern (fast) jede gängige Programmiersprache zu verwenden, anstatt eine neue zu lernen.
Andererseits ist NEO auch nur begrenzt als direkter Konkurrent von Ethereum einzustufen. Der klare Fokus des Projektes liegt auf dem chinesischen Markt. NEO hat aufgrund des chinesischen Ursprungs bereits jetzt große Unterstützung in China. Da chinesische Markt riesig ist. Dementsprechend ist auch das Potential sehr groß. China hat eine lange Tradition darin, lokale Technologieunternehmen gegenüber ausländischen zu bevorzugen. Für den Blockchain-Kryptoraum könnte China diesen Ansatz weiter verfolgen und chinesische Blockchain-Start-ups, wie NEO und Onchain (das B2B Unternehmen von den NEO-Gründern) bevorzugen.
In der Vergangenheit gab es bereits zahlreiche Gerüchte darüber, dass NEO und Onchain durch die chinesische Regierung getestet werden. Falls die vielversprechende Onchain-Technologie und NEO eines Tages durch chinesische Unternehmen integriert werden, könnte dies eine breite Akzeptanz von NEO in China bedeuten, was den NEO Preis deutlich nach oben treiben sollte.
Gleichzeitig birgt die chinesische Herkunft aber auch ein großes Risiko, da China in der Vergangenheit besonders strenge Vorschriften im Zusammenhang mit Kryptowährungen erlassen hat und da eine breite Akzeptanz von NEO keinesfalls garantiert ist.
Solltest du nun dennoch Interesse haben in NEO zu investieren, empfehlen wir dir unseren Guide, wie du NEO kaufen kannst (Klick hier!)
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Weiterführende Informationen: Das NEO Whitepaper
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